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Tarifrunde 2024 Hotels und Gaststätten Baden-Württemberg

Tarifverhandlungen vertagt: Fachkräftemangel droht sich weiter zu verschärfen

Stuttgart, 30. September 2024 - Die erste Tarifverhandlung zur Erhöhung der Entgelte im Hotel- und Gaststättengewerbe Baden-Württemberg zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und dem DEHOGA Baden-Württemberg fand am 30. September 2024 statt und blieb ergebnislos. Das Angebot der Arbeitgeberseite wird als völlig unzureichend bewertet und die Verhandlungen auf den 6. November 2024 vertagt.

Unzureichendes Angebot für ungelernte Arbeitskräfte, gar kein Angebot für Fachkräfte: Die Arbeitgeber haben für ungelernte Arbeitskräfte eine Lohnerhöhung von 3,3 % ab dem 1. Januar 2025 angeboten. Dies entspräche einem Stundenlohn von 13,01 Euro, jedoch ohne Kompensation für die drei Leermonate ab Oktober 2024. „Das ist deutlich zu wenig, insbesondere angesichts der politischen Diskussionen um die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro“, betont Alexander Münchow, Landesbezirkssekretär der Gewerkschaft NGG, Landesbezirk Südwest. „Dieses Angebot ignoriert die harten Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe und den Inflationsschock, den die Beschäftigten verkraften müssen.“

Für die Fachkräfte, die das Rückgrat der Branche darstellen, wurde gar kein Angebot unterbreitet. „Dies ist ein Schlag ins Gesicht für alle ausgebildeten Fachkräfte im Hotel- und Gastgewerbe. Angesichts des akuten Fachkräftemangels und der Rekordumsätze, die die Branche im Jahr 2023 eingefahren hat, ist das schlichtweg inakzeptabel“, erklärt Münchow.

Forderungen der NGG: 15 % mehr Lohn und Wochenendzuschläge: Münchow macht klar, dass eine Lohnerhöhung von 15 % dringend geboten ist, um den Beschäftigten gerecht zu werden. „Diese Erhöhung ist notwendig, um die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten abzufangen und die harte Arbeit im Gastgewerbe angemessen zu honorieren.“, so Münchow. Die NGG fordert zudem, Wochenendzuschläge tariflich zu regeln. Diese Forderung lehnten die Arbeitgeber kategorisch ab und schließen eine Regelung vollständig aus, was bedeutet, dass die Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe weiterhin schlechter gestellt bleiben als Beschäftigte in anderen Branchen, in denen Wochenendzuschläge gang und gäbe sind. 

Einzig bei den Ausbildungsvergütungen signalisierten die Arbeitgeber Bereitschaft, auf die Forderungen der NGG einzugehen. Doch Münchow macht deutlich, dass dies den Auszubildenden wenig hilft, wenn nur ihre Vergütungen steigen. „Die Azubis wollen schließlich auch als Fachkräfte gutes Geld verdienen – und hier hat der DEHOGA nichts angeboten. Wir fordern als Einstiegsgehalt nach der Ausbildung mindestens 3.000 Euro, um dem Gastgewerbe einen echten Attraktivitätsschub zu geben und den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Nur so kann die Branche zur echten Respektbranche werden“, betont Münchow.

Fachkräftemangel verschärft sich weiter: Ohne eine faire Bezahlung werden immer mehr Fachkräfte die Branche verlassen. „Die Konsequenzen sind schon jetzt spürbar: Betriebe haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Schichten zu besetzen“, so Münchow. Daran wird sich nichts ändern, wenn keine angemessenen Löhne und bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Hintergrundinfos: Im baden-württembergischen Gastgewerbe arbeiten 134.343 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie 162.993 geringfügig Beschäftigte.