Gastgewerbe

Will der DEHOGA wirklich Fachkräfte gewinnen?

Tarifverhandlung seitens der Arbeitgeber abgesagt.

Stuttgart, 11. Oktober 2021 - „Der für den 15. Oktober 2021 vereinbarte Termin für die 2. Tarifverhandlung hat der DEHOGA Baden-Württemberg abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben. Somit können dringend notwendige Maßnahmen gegen die Job-Krise im Gastgewerbe nicht entwickelt werden.“, kritisiert Alexander Münchow, Landesbezirkssekretär im Landesbezirk Südwest und Verhandlungsführer. „Will der DEHOGA wirklich Fachkräfte gewinnen, stellt sich da die Frage.“

Die Tarifverhandlung am 17. September 2021 wurde nach nicht erzielter Einigung der beiden Tarifparteien DEHOGA Baden-Württemberg und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Landesbezirk Südwest ursprünglich auf den 15. Oktober 2021 vertagt. Der DEHOGA Baden-Württemberg rechtfertigt die Absage damit, dass man erst auf dem DEHOGA Delegiertentag am 22. November 2021 über die Forderungen der Gewerkschaft NGG beraten wolle. „Statt Verzögerungstaktik und auf Zeit zu spielen, brauchen die Beschäftigten der Branche schnellstmöglich eine Perspektive und ein Sofortprogramm gegen die Job-Krise im Hotel- und Gastgewerbe. Wir waren uns anfänglich mit dem DEHOGA einig, schnell in den Arbeitsmodus zu kommen, denn wer jetzt nicht rasch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne auf den Weg bringt, verschärft den Personalmangel im Gastgewerbe weiter.“ so Münchow. Seit fast zwei Jahren Kurzarbeitergeld und keiner Lohnerhöhung haben fast 20 Prozent der Beschäftigten in Baden-Württemberg die Branche verlassen. „Einerseits beklagt der DEHOGA die Personalkrise im Gastgewerbe, andererseits will er über existenzsichernde Löhne nicht sprechen. Das ist zynisch und verantwortungslos. Kein Wunder, dass das Personal abwandert.“ betont Münchow.: „Wir brauchen einen echten Kulturwandel in der Branche. Das heißt konkret, wir brauchen Löhne von mindestens 12 Euro in den untersten Lohngruppen und eine entsprechende Anhebung für die Fachkräfte. Armutslöhne und schlechte Arbeitsbedingungen müssen im Hotel- und Gastgewerbe endlich der Vergangenheit angehören.“ 

Hintergrundinfos: 

Die NGG-Tarifkommission Baden-Württemberg fordert mindestens 12 Euro pro Stunde in den unteren Lohngruppen und entsprechend spürbar mehr Geld für Fachkräfte. Aktuell werden in der untersten Lohngruppe 10,09 Euro bezahlt. Fachkräfte in der Ecklohngruppe erhalten aktuell 12,50 Euro. Darüber hinaus fordert die NGG mehr Respekt für Auszubildende, u.a. eine überproportionale Anhebung der Ausbildungsvergütungen und eine unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. 

Aktuell bietet der DEHOGA Baden-Württemberg eine Steigerung der Löhne und Gehälter von 4,5 Prozent auf 14 Monate an. Das wären in der untersten Lohngruppe 10,55 Euro. Bei den Ausbildungsvergütungen bietet der Arbeitgeberverband 800 Euro im 1. Ausbildungsjahr, 900 Euro im 2. Ausbildungsjahr und 1.000 im 3. Ausbildungsjahr.