Gastgewerbe

Verhandlungen für Gastro-Beschäftigte vertagt

Das starke Signal an die Beschäftigten fehlt.

Stuttgart, 20. September 2021 - Nach intensiven und kontroversen Diskussionen, konnte sich die Tarifkommission der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Landesbezirk Südwest und der DEHOGA Baden-Württemberg (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) auf keinen Tarifabschluss für Köchinnen und Köche, Hotelfachleute, Restaurantfachleute und Gastro-Beschäftigte im Land einigen.

Alexander Münchow, Landesbezirkssekretär im Landesbezirk Südwest und Verhandlungsführer, betont: „Wir brauchen einen echten Kulturwandel in der Branche. Das heißt konkret, wir brauchen einen Mindestlohn von 12 Euro in den untersten Lohngruppen und eine entsprechende Anhebung der übrigen Lohngruppen. Armutslöhne müssen im Hotel- und Gastgewerbe endlich der Vergangenheit angehören. Ansonsten wird sich der massive Personalmangel in der Branche weiter verschärfen.“

Der DEHOGA hat im Verlauf der Verhandlungen sein erstes unverhandelbares Angebot nachgebessert. Der Arbeitgeberverband bietet momentan Lohnanpassungen in Höhe von 4,5 Prozent auf 14 Monate an. Bei den Auszubildenden ist man zu überproportionalen Steigerungen bereit. „Der DEHOGA hatte ein starkes Signal angekündigt. Dieses fehlt allerdings noch. Die Beschäftigten der Branche hatten im besonderen Maße unter der Corona-Pandemie zu leiden. Das Kurzarbeitergeld war aufgrund der niedrigen Löhne viel zu gering. Viele Menschen haben deshalb die Branche verlassen. Die Beschäftigten brauchen krisenfeste und vor Armut schützende Löhne. Das muss die Lehre aus der Corona-Krise sein. Wir als NGG erwarten ein verbessertes Angebot, dass auch wirklich als starkes Signal für die Beschäftigten zu bewerten ist.“, so Münchow weiter. 

Die Tarifverhandlungen werden am 15. Oktober fortgesetzt. 

Hintergrundinfos

In ganz Baden-Württemberg haben binnen zwölf Monaten 34.100 Hotel- und Gastro-Mitarbeiter ihren Job gewechselt (jeder sechste Arbeitnehmer). Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beschäftigte das baden-württembergische Hotel- und Gaststättengewerbe zum Jahreswechsel rund 179.700 Menschen. Genau ein Jahr zuvor - vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – waren es noch rund 213.800. Damit haben innerhalb von 12 Monaten 16 Prozent der Beschäftigten die Branche verlassen.