Getreide

Hügli streikt - Tarifrunde 2023

Zwölfstündiger Warnstreik bei der Firma Hügli Nahrungsmittel in Radolfzell.

Singen, 25. Juli 2023 - Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat am Freitag, den 25.08.2023 die rund 750 Beschäftigten der Firma Hügli Nahrungsmittel GmbH in Radolfzell zu einem zwölfstündigen Arbeitskampf aufgerufen.

Nachdem die bereits zweite Verhandlungsrunde der laufenden Lohntarifverhandlung zwischen der NGG und Hügli am Montag, 21.08.2023 nach einem Eklat von der NGG abgerochen wurde, rief man von Seiten der Gewerkschaft zu einem Streik auf. Dem Aufruf der NGG folgten rund 200 Beschäftigte aus Früh- und Spätschicht.

In der zweiten Verhandlungsrunde formulierte die Arbeitgeberseite in den frühen Nachmittagsstunden ein verbessertes Angebot. Nach Aussagen der NGG beinhaltete dies u.a. eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 250 Euro ab dem 01.11.2023. Dieses Angebot nahm man in der NGG-Tarifkommission ernst und begann dieses zu diskutieren. Nachdem die Verbesserungsvorschläge für das Angebotspaket der Arbeitgeberseite übermittelt wurde, ruderte diese umgehend zurück. Man habe nicht 250 Euro als Lohnerhöhung angeboten. Die Arbeitgeberseite beharrte darauf, ein Angebotspaket mit einer Lohnerhöhung von 200 Euro formuliert zu haben. Es gäbe da wohl eine Kommunikationspanne, hieß es von Arbeitgeberseite. Der Eklat war perfekt. Die gesamte NGG-Kommission hat sich, auch auf Nachfragen hin, 250 Euro als Erhöhungsangebot notiert.

„Das ist ein Vorgang, den habe ich in 30 Jahren Tarifverhandlung noch nicht erlebt“, so Burkhard Siebert (Verhandlungsleiter der NGG-Tarifkommission). „So führt man keine Tarifverhandlungen, das ist unseriös“, so Siebert weiter.

Die NGG hat in diesem Jahr in nahezu all ihren Tarifgebieten für die Beschäftigten gute Tarifabschlüsse erzielen können. Bereits im Frühsommer wurde die Tarifverhandlung bei der Firma Maggi (Nestle) in Singen mit einer 8 %-Lohn- und Gehaltssteigerung, bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten, in der ersten Verhandlungsrunde sehr erfolgreich abgeschlossen. „Die Beschäftigten bei Hügli werden sich von der Tarifentwicklung der Branche der Ernährungsindustrie nicht abhängen lassen. Die Lohndifferenz zu Maggi liegt im Ecklohn bereits jetzt bei rund 500 Euro pro Monat. Das bisherige Angebot von Hügli ist völlig unzureichend“, führt Siebert aus.

„Die Stundenkonten der Beschäftigten sind mit rund 38.000 Mehrarbeitsstunden prall gefüllt. In den vergangen 1,5 Jahren wurde nahezu jeder Samstag gearbeitet. Es ist, gerade auch mit Blick auf die extremen Kostensteigerungen für die Beschäftigten, allerhöchste Zeit für eine deutliche und spürbare Lohnsteigerung“, meint Siebert.