NGG-Regionsgeschäftsführer Siebert fordert „Lohnsteigerungen, die mit der Inflation mithalten“
Heilbronn, 24. Oktober 2022 - Ihre langjährigen Mitglieder hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Heilbronn, am 20. und 21. Oktober 2022 im „Wartberg Panoramasaal“ des Parkhotel Heilbronn geehrt. Eingeladen waren 218 Mitglieder aus der ganzen Region, die in 2020, 2021 und 2022 jeweils Jubiläen von 25, 40, 50, 60, 65 und sogar 70 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit feiern konnten. Besonders hervorheben konnte die NGG ihren ehemaligen Landesbezirksvorsitzenden und vormaligen Geschäftsführer der NGG Heilbronn, Herbert Berger, für 65 Jahre Gewerkschaftszugehörigkeit.
In seiner Laudatio schlug NGG-Regions-Geschäftsführer Burkhard Siebert einen Bogen von den Wurzeln der NGG als älteste deutsche Gewerkschaft bis hin zu aktuellen Herausforderungen. Angesichts der extrem belastenden Preissteigerungen forderte er „Lohnsteigerungen, die mit der Inflation mithalten“. Die Ampel-Koalition habe zwar viele Unterstützungen auf den Weg gebracht, das müsse aber schneller gehen und der Staat könne am Ende auch nichts alles abfedern. „Wenn die Arbeitgeber in den Ernährungsbranchen meinen, sie können sich ausschließlich mit Einmalzahlungen und geringen Tariferhöhungen aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen, dann wird das auf unseren entschiedenen Widerstand stoßen“. In Branchen mit aktuell noch laufenden Tarifverträgen forderte der Gewerkschafter die Unternehmen zur Zahlung sogenannter Inflationsprämien auf: „Die Gewinne der Unternehmen mögen aktuell vielleicht kleiner ausfallen - die Beschäftigten haben aber nur ihr Einkommen, mit dem sie die enormen Mehrkosten stemmen müssen“. Deshalb müsse über die Ausgestaltung der Inflationsprämien verhandelt werden.
Siebert berichtete auch vom Widerstand gegen die beabsichtige Schließung der traditionsreichen Binding-Brauerei in Frankfurt und forderte die Radeberger Gruppe auf, die Schließungspläne vom Tisch zu nehmen: „Eine solche extreme Maßnahme in Zeiten großer sozialen Krisen ist maximal instinkt- und verantwortungslos“. Das Beispiel Knorr in Heilbronn, bei dem der entschiedene Protest der Belegschaft und der Region 2019 dazu beigetragen hat, dass der Standort langfristig gesichert ist, gebe den Binding-Beschäftigten Kraft und Mut: „Binding gehört zu Frankfurt wie Knorr zu Heilbronn!“.
Die Jubilare sind oder waren u.a. beschäftigt bei Unilever/Knorr, FrieslandCampina, Deutsche Tiernahrung Cremer (Heilbronn), Südzucker (Offenau), Hofmann Menü Manufaktur (Boxberg), BAG Hohenlohe (Schwäbisch Hall), Hosta (Stimpfach), Lichdi/Coop und weiteren Unternehmen aus der Region Heilbronn-Unterfranken
Hintergrund: Herbert Berger ist am 01.08.1957 Mitglied der früheren Gewerkschaft Leder geworden. Nach dortigen ehrenamtlichen Aktivitäten begann er seine hauptamtliche Gewerkschaftskarriere am 01.03.1971 in der Verwaltungsstelle Mannheim. 3 Jahre später wurde er Geschäftsführer der NGG Heilbronn. 1990 wurde Berger zum Vorsitzenden des NGG-Landesbezirks Baden-Württemberg gewählt und hat diese Funktion bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2003 ausgeübt. Der letzte von ihm verhandelte Tarifvertrag war der erste Standortsicherungsvertrag bei Unilever/Knorr Heilbronn im Juli 2003.