Cigarette
NGG fordert kräftiges Plus für Cigarettenindustrie9, 3 Prozent mehr
Trier, 04.07.2022 - Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert für die Beschäftigten der Cigarettenindustrie in Deutschland bundesweit eine Entgeltsteigerung von 9,3 %. Vor dem Hintergrund der Rekordinflation ist dies die bisher höchste Tarifforderung der NGG für dieses Jahr. Überschattet werden die kommenden Verhandlungen von den Ankündigungen des Arbeitgeberverbands der Cigarettenindustrie (AdC), aus den Flächentarifverhandlungen auszusteigen. Dagegen formiert sich starker Widerstand aus den Belegschaften.
Seit rund 40 Jahren wurden für die Cigarettenindustrie die Tariferhöhungen bundesweit einheitlich verhandelt. Dabei ist diese Branche alleine schon deswegen geschichtsträchtig, weil die Gewerkschaft NGG hier ihren Ursprung hat. 1865 gründete sich ihr Vorgänger, der Allgemeine Deutsche Cigarrenarbeiter-Verein. Der Arbeitgeberverband AdC, der vier der weltweit fünf größten Tabakkonzerne mit Standorten in Deutschland vertritt, kündigte nun die Tradition der gemeinsamen Abschlüsse auf.
Der Referatsleiter für die Tabakindustrie bei der NGG, Marcel Mansouri, vermutet dahinter reines Kalkül: „Die Arbeitgeber begründen diesen Schritt mit dem Vorwand, besser auf die regionalen und betriebsspezifischen Ansprüche eingehen zu können. Dem hatten wir uns als NGG aber auch schon in der Vergangenheit nie verschlossen. Es liegt daher nahe, dass die Tarifgemeinschaft aufgelöst werden soll, um die Beschäftigten der einzelnen Standorte gegeneinander auszuspielen und auf ihrem Rücken einen Wettbewerb um die niedrigste Lohnerhöhung auszufechten.“
Vor diesem Hintergrund haben sich die ehrenamtlichen Mitglieder der Tarifkommission, entsandt aus allen Standorten der Cigarettenindustrie bundesweit, letzte Woche getroffen, um über die Forderung der kommenden Tarifrunde zu diskutieren. Verhandlungsführer und stellvertretender Vorsitzender der NGG, Freddy Adjan, fasst zusammen: „Die Beschäftigten sind sich darin einig, eine Spaltung nicht zuzulassen. Gewerkschaft heißt Solidarität, daher streben wir für alle unsere Mitglieder einen einheitlichen Abschluss an. Wir fordern angesichts der Rekordinflation und den zeitgleich immensen Gewinnen der Branche eine Entgeltsteigerung von 9,3 % für 12 Monate und sind auch bereit diese Forderung durchzusetzen.“
Am Standort von Japan Tabacco International (JTI) in Trier, der weltweiten Nummer 4 der Branche, arbeiten insgesamt rund 1.800 Beschäftigte. NGG-Gewerkschaftssekretär Jerome Frantz, der den Standort betreut, sieht die Beschäftigten dabei hinter der Forderung der Gewerkschaft: „Zusammen mit den Betriebsräten haben wir letzte Woche an zwei Tagen vor dem Werkstor Flugblätter mit unserer Forderung an die Beschäftigten verteilt. Dabei erfuhren wir volle Unterstützung, sowohl was die gemeinsamen Verhandlungen als auch die Forderungshöhe angeht. Wir sind hier einer der gewerkschaftlich am besten organisierten Betriebe der NGG deutschlandweit. Das werden wir mit aller Kraft in die Waagschale werfen - gemeinschaftlich!“