Heilbronn, 17. Juni 2020. - Eine Schließung von Knorr in Heilbronn ist nun endgültig vom Tisch. Mit dem Abschluss dreier Tarifverträge haben die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und das Unternehmen den Zukunftspakt für den Heilbronner Traditionsstandort vom Januar diesen Jahres final besiegelt. Die Unterzeichnung fand im Heilbronner Rathaus statt, da sich auch Oberbürgermeister Harry Mergel deutlich für den Erhalt von Knorr stark gemacht hatte.
In einem fast fünfmonatigen Verhandlungsprozess haben die Tarifvertragsparteien die konkreten Vereinbarungen ausgearbeitet: „Unsere Mitglieder hatten mit 92 Prozent dem Eckpunkte-Papier vom Januar zugestimmt. Diese Leitplanken haben wir nun in Verträge übersetzt und die umfangreichen Detailfragen final regeln können“, sagt NGG-Verhandlungsleiter Burkhard Siebert von der NGG-Region Heilbronn. Das es länger als erwartet gedauert habe, liege nicht nur an den durch die Pandemie erschwerten Verhandlungsbedingungen, der Prozess sei auch kein Selbstläufer gewesen: „In den Details haben wir teils noch zäh ringen müssen“. Aber jetzt sei der Weg mit einem guten Ergebnis gemeinsam abgeschlossen: „Die Beiträge der Beschäftigten sind zwar durchaus schmerzhaft, aber noch vertretbar. Denn dass wir eine ganze Dekade Sicherheit für den Standort und die Arbeitsplätze durchsetzen können, haben Ende 2019 sicher nur wenige für möglich gehalten“, so Siebert.
Der neue Zukunftstarifvertrag regelt eine zehnjährige Standort- und Beschäftigungsgarantie für das Unilever-Werk und Lager bis Ende 2030. Wichtigster Bestandteil ist der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen, auch ist ein Beteiligungsverfahren bei der möglichen Implementierung neuer Produkte vereinbart. Für die zehnjährige Laufzeit der Sicherung sind tarifliche Abweichungen u.a. bei Zuschlägen geregelt. Nachtzuschläge werden aber für alle Stunden auf dem höheren Niveau vereinheitlicht. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, für die Laufzeit keine weiteren tariflichen Forderungen zu erheben.
Zwei weitere Vereinbarungen regeln eine erweitere Arbeitszeitflexibilität mit stärkerer Einbeziehung des Samstags sowie die Einführung eines neuen, strukturell modernisierten Entgelttarifsystems, das für neu eingestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab sofort gilt. Für die derzeitige Belegschaft konnten Entgelteinbußen und weitere Nullrunden ab 2021 verhindert werden. In den kommenden Jahren werden Lohnsteigerungen für einen überschaubaren Zeitraum allerdings geringer ausfallen.
Der Konzern hatte im Oktober letzten Jahres plötzlich mit dem Aus für das Heilbronner Traditionswerk Knorr gedroht, sofern nicht die Kosten massiv gesenkt würden. Die Gewerkschaft NGG hatte danach eine Kundgebung auf dem Heilbronner Kiliansplatz organisiert, bei der über 1.000 Menschen gegen das drohende Aus für Knorr demonstrierten. Im Dezember hatte die NGG der Arbeitgeberseite über 26.000 Unterschriften aus einer bundesweiten Kampagne für den Erhalt des Standorts überreicht.
„Nach einem heißen Herbst, einem Verhandlungsmarathon im Januar mit anschließendem Mitgliedervotum und Zustimmung der Konzernspitze sowie anschließend mehr als einem Dutzend weiteren Verhandlungstagen steht nun endgültig fest: Knorr bleibt in Heilbronn!“, erklärte Siebert nach der Unterzeichnung der Verträge bei OB Mergel, bei dem er sich für die Unterstützung bedankte. Aber auch die Unterstützung der weiteren Erstunterzeichner der Unterschriftenkampagne und vor allem das Engagement der Belegschaft hätten den nötigen Rückenwind für dieses Ergebnis geliefert.