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Aussperrung bei Lieken in Crailsheim
Aussperrung bei Lieken in Crailsheim: Arbeitgeber eskaliert Tarifkonflikt – NGG verurteilt massiven Angriff auf Beschäftigte
Stuttgart, 19. Juli 2025 - Die NGG verurteilt die durch die Lieken GmbH erklärte Aussperrung der Beschäftigten des Lieken-Standortes in Crailsheim im Zuge des laufenden Tarifkonflikts in der Brot- und Backwarenindustrie Baden-Württemberg und Hessen aufs Schärfste. Die Maßnahme ist eine historische Eskalation, wie es sie im Geltungsbereich dieses Flächentarifvertrags noch nie gegeben hat.
Ein massiver Angriff auf die Beschäftigten
„Was die Arbeitgeberseite hier betreibt, ist ein Frontalangriff auf die Belegschaft und auf eine demokratische Tarifauseinandersetzung“, erklärt Alexander Münchow, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Statt auf unsere berechtigten Forderungen zu reagieren, greifen sie zu einem Mittel, das Beschäftigte kollektiv ausschließt, ihnen den Lohn entzieht und den sozialen Frieden in der Branche bewusst infrage stellt.“
Am Samstagmorgen, den 19. Juli, hat die Lieken GmbH die Belegschaft von Samstag, 6:00 Uhr bis Sonntag, 14:00 Uhr – ausgesperrt. Damit eskalieren Unternehmen und Arbeitgeberverband Deutscher Großbäckereien e.V. die Situation nach dem gestrigen 24-Stunden-Warnstreik auf dramatische Weise.
Ziel: Spaltung der Belegschaft – NGG hält dagegen
„Eine Aussperrung ist kein Beitrag zur Lösung – sie ist das Gegenteil davon“, betont Hakan Ulucay, Landesbezirksvorsitzender der NGG Südwest. „Wer aussperrt, signalisiert: Wir wollen nicht auf Augenhöhe verhandeln. Stattdessen betreiben die Arbeitgeber Machtpolitik, um die Belegschaft zu spalten: Streikende gegen Nicht-Streikende, Verwaltung gegen Produktion. Beschäftigte sind aber keine Schachfiguren, die man gegeneinander ausspielen kann.“
Die NGG betont, dass die Beschäftigten von ihrem verfassungsrechtlich verbrieften Streikrecht Gebrauch machen. Die Arbeitgeberseite hingegen reagiert mit massiver wirtschaftlicher Gewalt – durch Lohnentzug, Spaltungsversuche und Einschüchterung.
Unverhältnismäßig, undemokratisch, sozial unverantwortlich
„Diese Aussperrung ist ein wirtschaftliches Machtinstrument – eingesetzt gegen Menschen, die faire Löhne fordern“, so Münchow. „Die Arbeitgeber versuchen, das Streikrecht mit der Brechstange auszuhebeln. Wer so handelt, hat seine soziale Verantwortung über Bord geworfen.“
Die Forderung der NGG: 6,5 % mehr Lohn für zwölf Monate sowie 100 € mehr für Auszubildende und die Fortführung der Übernahmeregelung. „Das ist angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in Baden-Württemberg und Hessen angemessen“, betont Ulucay. „Zumal der Ecklohn in diesen Ländern den Löhnen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen oder Ostdeutschland hinterherhinkt.“
Doch der Verband Deutscher Großbäckereien bot bislang lediglich 2,8 % für das erste und 2,3 % für das zweite Jahr – bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Das ist kein faires Angebot, sondern ein Versuch, die Beschäftigten dauerhaft auf Sparflamme zu halten.
Die Beschäftigten stehen zusammen – die Gewerkschaft steht an ihrer Seite
Die NGG ruft zur Geschlossenheit auf: „Wir lassen uns nicht spalten. Unsere Antwort ist Solidarität“, so Ulucay. „Wer sich auf derartige Eskalationen einlässt, provoziert Gegenwehr. Wir behalten uns alle weiteren Schritte vor.“
Die NGG unterstützt ihre Mitglieder und die Beschäftigten mit aller Kraft – politisch, organisatorisch und finanziell. „Wir werden dieser Spaltungsstrategie nicht weichen. Die Kolleg*innen bei Lieken und in der gesamten Brotindustrie in Baden-Württemberg und Hessen stehen zusammen. Und sie werden die kommenden Tage zeigen, dass sie bereit sind, für Gerechtigkeit zu kämpfen“, erklärt Münchow abschließend.
Zum Tarifgebiet gehören:
- Baden-Württemberg: Lieken Bietigheim-Bissingen (etwa 246 Beschäftigte) und Crailsheim (etwa 222 Beschäftigte)
- Hessen: Glockenbrot Frankfurt (etwa 513 Beschäftigte) und Erlenbacher Backwaren Groß-Gerau (etwa 450 Beschäftigte)
Gemeinsam noch stärker
Rund 180.000 Mitglieder sind wir schon in der NGG. Aber wir wollen mehr werden: je mehr wir in der Gewerkschaft sind, desto stärker sind wir.
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